Vorwort
Start in die Äschensaison
Zu Beginn der Äschensaison sollte man als Flussfischer kurz innehalten und sich auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereiten. Die Forellensaison liegt nun hinter uns, und obwohl wir vielleicht sogar am selben Gewässer auf Forellen und Äschen fischen, sind die Voraussetzungen doch grundverschieden.
Vorbei sind die Zeiten, wo man vor oder nach der Arbeit noch kurz ans Wasser ging und mit der Ausrüstung, die gerade im Kofferraum liegt, auf ein paar schöne Fänge hoffen konnte. Der richtige Zeitpunkt, eine gut abgestimmte Ausrüstung und der perfekte Köder sind nun nicht mehr bloss von Vorteil, sondern absolut matchentscheidend. Die Flüsse bringen wenig und vor allem glasklares Wasser, zudem ist unser Zielfisch um einiges heikler als die stürmische Bachforelle. Das verlangt nach dünnen Vorfächern, präzisen Anbietetechniken und einer guten Beobachtungsfähigkeit. Die Beisszeiten sind oft kurz und die Äschen werden im Verlauf des Herbsts immer wählerischer. «Grobmotoriker» – egal ob Zapfen- oder Fliegenfischer – werden höchstens Zufallsfänge landen können.
Die nachfolgenden Tipps beruhen auf den langjährigen Erfahrungen unseres Mitglieds „Pege“. Seit Jahrzehnten pflegt er die Äschenfischerei in der Aare. Nachfolgend seine Tipps für euren Erfolg:
Nahrung
- Die Äsche ist dauernd am Fressen! Grössere Fische bevorzugen eher Grundnahrung. Dies sind meistens Insekten und deren Larven in den verschiedenen Lebensstadien (ein Blick unter die Steine lohnt sich allemal).
- Wenn sich Sandwürmer in der Saison gut vermehren, beissen die Äschen bestens auf Mistwürmer und insbesondere auf „Seifeler“.
- Grosse Äschen in wenig tiefem Wasser stehen erstens abseits von den anderen und zweitens in Strecken, wo nicht gewatet wird.
- Kleinere Äschen stehen auch in Gruppen bis zu 30 Stück.
- Die Äsche passt sich dem Nahrungsangebot an, d. h. sie frisst sowohl am Grund wie auch im Mittelwasser und an der Oberfläche. Im Gegensatz zur Forelle frisst die Äsche fast pausenlos! Wenn viel gefischt wird, ist sie deutlich vorsichtiger.
- Tipp: Den Mageninhalt gefangener Äschen in einem kleinen Becher mit Wasser auflösen und begutachten.
- Die Äsche ist die Elster (Vogel) des Wassers, sie ist neugierig und steht auf Glanz und Gold!
Methode
- Nur der Stiel des Zapfens schaut zum Wasser heraus.
- Die Wurmspitze deckt den Haken und überragt diesen um 2-4 mm. Hängende Würmer an zu kleinen Haken fangen schlecht!
- Die Äsche beisst nur bei einwandfreier und perfekter Präsentation. Der Zapfen muss in einer Linie präsentiert werden und darf nicht seitlich abweichen.
- Leichter Zapfen: Oben und unten je 0,6 g Blei.
- Mittlerer Zapfen: Oben 1,3 g, unten 0,6 g Blei.
- Das Vorfach muss weich und transparent sein (eher kommt der Wurm wegen zu dickem Vorfach falsch daher, als dass die Äsche das Vorfach sieht).
- Das obere Blei ist 25 bis 30 cm über der Nymphe, welche 15 cm über dem Wirbel montiert wird.
- Das Blei muss nahe am Wurm angebracht werden, so gibt es deutlich weniger Fehlbisse und kaum geschluckte Köder. Ideal ist 20 bis höchstens 25 cm.
- Der Zapfen soll anzeigen, ob die Montage vorabläuft oder „schleipft“. Nur so kann kontrolliert, bewusst und gewollt geführt werden.
- Die Tiefe der Montage fleissig ändern.
- Der Wurm muss frisch sein. Nach 5 Würfen wechseln.
- Der frühe Morgen hat den Vorteil der Jungfräulichkeit. Am Mittag und Nachmittag ist aber deutlich mehr Insektenbetrieb. Dadurch beisst die Äsche auch dann gut.
- Zuerst vor den Füssen fischen und dann erst weiter in den Lauf werfen.
- Der erste und der zweite Wurf an neuer Stelle sind oft die Besten, deshalb muss die Montage schon beim ersten Wurf stimmen. Und beim ersten Wurf lieber zu hoch als zu tief fischen.
- Mache den Knoten vor dem Zusammenziehen nass.
Das Gewässer
- Das Gewässer gut kennen (hierzu bieten sich Sonntagsspaziergänge mit der Familie an).
- Gute Äschenstellen sind dort, wo konzentriert Nahrung angetrieben wird und die Äsche vor starker Strömung geschützt ist.
- Gut zu befischende Stellen sind deutlich schneller überfischt als die tiefen Stellen abseits von Autoparkplätzen.
- Stark und schnell sinkende Wasserstände empfehle ich weniger, langsam sinkende sind gut, stabile sind mehr als gut und langsam steigender Wasserstand aufgrund Regen ist ausgezeichnet, einerseits wegen dem angetrübten Wasser und andererseits wegen der reichhaltigen Nahrung.
- Die Strömungsverhältnisse gut studieren und wie beim „Müggelen“ die Vorhaltestrecke unbedingt berücksichtigen.
- Im stillen, fast stehenden Wasser stehen auch die Äschen.
- Beim Abwärtsfischen bringt die liegende Hauptschnur auf der Wasseroberfläche die optimale Verzögerung beim Zapfen (nicht das Gleiche wie zurückgestopptes Führen!).
- Die besten Chancen an bekannter Strecke sind immer nach Hochwassern und wenn das Gewässer im Herbst das erste Mal sinkt und jungfräulich ist (gute Stellen werden wieder besetzt).
- Verschlammte Gewässerstrecken bei gleich hohem Wasserstand haben andere Strömungsverhältnisse als unverschlammte Gewässer mit strömungsbrechenden Steinen.
Text von Peter May, Hooked
(Quelle und Erstverfasser: Thomas Balsiger)